Verstehen Sie das einzige Ziel Ihres Lebenslaufes

Das einzige Ziel Ihres Lebenslaufes: ein Vorstellungsgespräch!

Die folgende Frage stellen sich viele Bewerber leider überhaupt nicht. Wofür schreibt man eigentlich einen Lebenslauf? OK, selbstverständlich schon dafür, dass sich die Person, die später die Interviews führt, einen positiven Eindruck vom bisherigen Werdegang des Bewerbers verschaffen kann. Aber was ist dabei das Ziel des Bewerbers, also IHR Ziel?

Ihr einziges Ziel muss (und darf nur) sein, zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Ich stoße leider oft auf die anscheinend weit verbreitete, meist unbewusste Fehlannahme, dass der Lebenslauf dazu da wäre, dem Bewerber eine neue Stelle zu verschaffen. Das kann ein Lebenslauf nicht! Wer darauf hofft, wird mit hoher Sicherheit seinen Lebenslauf mit vielleicht an sich guten, für die erste Phase jedoch eher irrelevanten Details ausstatten und somit weniger Anlass zur Einladung zum Vorstellungsgespräch geben. Und ohne dieses Gespräch gibt es dann auch die Stelle nicht.

Bedauerlicherweise ist auch die Bezeichnung „Lebenslauf“ in diesem Zusammenhang eher irreführend. Es geht eben nicht darum, über Ihr bisheriges Leben zu berichten, sondern für Ihr aktuelles Können zu WERBEN. Näheres dazu habe ich im folgenden kurzen „Karriere-Tipp der Woche“ im Rahmen unserer Sendereihe „Wege zum perfekten Job“ auf TIDE.radio erläutert:

Die Aufnahme steht auch zum Download und auf Spotify bereit.

Wie sollte sich die Anwendung dieser Sichtweise auf den Inhalt und die Formulierungen im Lebenslauf konkret auswirken? Hier zuerst ein negatives Beispiel und danach eine positive Alternative dazu:

Bildungsweg
10/2008 – 09/2011Studium an der Universität Berlin
Abschluss als B.Sc. in Business Administration
Außerdem wurde meine deutsche Berufserfahrung von einem universitären Gutachter in den USA im Jahr 2017 als einem MBA-Abschluss gleichwertig eingeschätzt.

Natürlich ist es nicht „schlimm“, das so zu schreiben. Aber gerade aus der MBA-Anerkennung kann man mehr machen und so die Neugier der anderen Seite auf ein persönliches Gespräch mit dem Bewerber erhöhen. Und den langweiligen Eintrag zum Studium wie auch die Verschwendung wertvollen „Werbeplatzes“ durch die tabellarische Gestaltung korrigieren wir gleich mit. Zum Beispiel so:

Ausbildungen und Abschlüsse
03/2017 | MBA (Anerkennung), W. Albright College, Springfield (MA), USA
09/2011 | B.Sc. in Business Administration, Universität Berlin, Germany
Erreichte Ergebnisse

  • erfolgreicher Abschluss innerhalb der Regelstudienzeit (6 Semester)
  • 22 Prüfungen abgelegt mit Notendurchschnitt im 1. Drittel
  • 3-monatiges Praktikum bei der Deutschen Bank
  • Bachelor-Arbeit zum Thema „Fehlerquoten bei BI-gestützten Retail-Entscheidungen“

Im ersten Fall wird vor allem der Bachelor-Abschluss des Bewerbers präsentiert. Im zweiten Fall steht der anerkannte MBA im Vordergrund (bei absolut gleichen Fakten). Und man fragt sich, was denn das für ein College sein könne und wie er zu dieser Anerkennung gekommen ist. Tja, um das herauszufinden, muss man ihn wohl mit einladen. 🙂

Fazit

Halten wir also fest:

Mit meinem Lebenslauf will ich meine Chancen für ein Vorstellungsgespräch maximieren. Ich werde in ihm deshalb bewusst nicht alle denkbaren Fragen beantworten. Mein Ziel ist es, den Adressaten richtig neugierig auf weitere Informationen zu mir und meinem bisherigen Werdegang zu machen.

Nicht mehr! Aber das ist für den ersten Schritt schon sehr viel und sehr wichtig, weil es ohne ein Vorstellungsgespräch wahrscheinlich keinen zweiten Schritt mehr geben wird. Haben Sie Ihren Lebenslauf schon oft verschickt und keine positiven Rückmeldungen oder Einladungen zu Gesprächen erhalten? Dann empfehle ich Ihnen unbedingt, Ihren Lebenslauf jetzt einer Tiefenprüfung zu unterziehen.

Am Ende sollten alle Ihre Aktivitäten und damit auch Ihre Bewerbungsunterlagen Ihre berufliche Vergangenheit in einer Weise präsentieren, aus der sich als einzige logische Konsequenz für die Zukunft die Aufnahme einer Tätigkeit in genau der Position ergibt, auf die Sie sich bewerben. Je näher Sie diesem Ideal bei der Gestaltung Ihres Lebenslaufes etc. kommen, desto höher sind Ihre Chancen auf den späteren Erhalt der gewünschten Stelle.

Herr Kay-Dietrich K. aus Hamburg schrieb mir am 6. Mai:

»Selbst 3 Jahre nach meinem ersten Coaching ist mir Michael Kaiser in vielen Situationen im Hinterkopf immer noch präsent, was mir berufliche Entscheidungen oft sehr erleichtert.«

Positiver Nebeneffekt für das Job-Interview

Diese Ausrichtung hat noch einen anderen Vorteil. Man kann damit nämlich ganz gut Einfluss auf die späteren Themen im Bewerbungsgespräch nehmen. Haben Sie vielleicht ein paar Schwachstellen, über die Sie im Gespräch lieber nicht reden möchten? Dann machen Sie den Einstellungsmanager im Lebenslauf auf Aspekte neugierig, bei deren näherer Betrachtung im Gespräch Sie garantiert als der Überflieger dastehen werden. Und für die anderen Punkte reicht dann die Zeit „leider“ nicht.