3. Präsentieren Sie sich im Vorstellungsgespräch

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Sicherlich brauchen Sie an den Ausgang Ihres Bewerbungsgespräches nicht ganz so hohe Erwartungen zu legen, wie man es aufgrund der – von mir hier natürlich humorvoll gemeinten – Überschrift (dem berühmten Zitat aus dem Film „Casablanca“) eventuell annehmen könnte. Dennoch gilt: je besser Sie sich am Ende des Job-Interviews mit Ihrem Gegenüber verstehen, desto höher sind Ihre Chancen den Job zu bekommen. Manche Faktoren dabei werden immer dem Zufall überlassen bleiben, so dass Sie auch gar nicht auf alles Einfluss nehmen können. Verschiedene Aspekte können Sie aber schon steuern und auf die sollten Sie zu Beginn des Gespräches vorbereitet sein.

Vorher möchte ich Ihnen aber noch ein paar grundsätzliche Hinweise zum Verständnis dieser Phase Ihres Bewerbungsprozesses geben. Es ist nämlich eigentlich irreführend, in Sachen Ihres Bewerbungsgespräches von einem Job-Interview zu reden. Typisches Merkmal eines Interviews ist es, dass vor allem einer fragt und der andere antwortet. Genau das ist aber nicht das Ziel eines guten Vorstellungsgespräches. Denn hier bewerben sich beide Seiten: nicht nur Sie bewerben sich beim Unternehmen, sondern das Unternehmen bewirbt sich auch bei Ihnen. Schließlich haben auch Sie die Wahl, ob Sie die Stelle annehmen möchten oder nicht. Hier geht es also in Wirklichkeit um einen Austausch, und auf den müssen Sie sich umfassender vorbereiten, als wenn es nur ein tatsächliches Interview zu Ihrer Person und Eignung wäre.

Vorbereitung

Die wichtigste Grundlage für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch ist selbstverständlich ein guter Lebenslauf, wozu ich mich ja bereits ausführlich geäußert habe. Je besser dieser in Ihrem Falle ist, desto wahrscheinlicher können Sie von der anderen Seite Fragen erwarten, auf die Sie eine überzeugende Antwort parat haben. Darüber hinaus sollten Sie sich auch mit den folgenden Themen beschäftigen:

> Informationen über das Unternehmen

So wie Sie erwarten können, dass die andere Seite Ihre Unterlagen vor dem Treffen sorgfältig gelesen hat, sollten auch Sie entsprechend vorbereitet sein und sich vorher etwas mit dem Unternehmen und seinen für Ihre Position relevanten Geschäftsbereichen beschäftigt haben. Besondere Pluspunkte sammeln Sie im Gespräch, wenn Sie dabei auch Wissen präsentieren, das nicht ganz so einfach zu erwerben ist. Haben Sie also die Möglichkeit, neben der üblichen Internet-Recherche auch noch andere Auskunftsquellen nutzen zu können (zum Beispiel in Form eines Bekannten bei einem Kunden oder Lieferanten der Firma), sollten Sie dies unbedingt tun. Gehen Sie dabei aber nicht zu weit und präsentieren Sie keine vertraulichen Daten, über die Sie eigentlich gar nicht verfügen dürften. Auch sollten Sie sich vorrangig auf positive Aspekte konzentrieren, obwohl Sie natürlich schon offensichtliche Probleme (angekündigter Stellenabbau, geplante Standortverlagerungen usw.) thematisieren können.

> Informationen über Ihre Gesprächspartner

Außerdem sollten Sie bereits vor Beginn Ihres Vorstellungsgespräches über Ihre Gesprächspartner aufseiten des Unternehmens so gut wie möglich informiert sein. Das betrifft mindestens die Kenntnis ihrer Positionen im Unternehmen sowie ihrer (vermutlichen) Ziele im Gespräch. Sollten Sie darüber nicht schon ohne eigenes Zutun informiert werden, ist es sehr wichtig, rechtzeitig selber gezielt nachzufragen.

Idealerweise sollte Ihr Wissen über Ihre Gesprächspartner auch einige Kenntnisse zu deren beruflichen Werdegängen, Hobbies, den familiären Situationen usw. einschließen. Das bereits von mir mehrfach erwähnte soziale Netzwerk für berufliche Kontakte XING ist dafür oft eine gute Basis.

Sowohl die Beantwortung von Fragen als auch die Entscheidung, welche Dinge Sie mit welchen Formulierungen am besten ansprechen sollten, wird mit diesem Wissen erheblich einfacher. Auch dafür habe ich ein Beispiel vorbereitet:

Sagen wir, Sie bewerben sich um die Stelle eines Abteilungsleiters. Ihre Bewerbung wird auch ernstgenommen; Sie haben aber bis jetzt noch kein größeres Team geleitet. Sie wissen, dass Ihr Gesprächspartner und potenzieller neuer Chef mit Namen Dr. Hofmann sich deswegen mit einer Zusage noch schwer tut. Im Rahmen Ihrer Vorbereitungen haben Sie herausgefunden, dass Herr Dr. Hofmann begeisterter Hobbypilot ist und sich auch sonst sehr für das Thema Fliegen interessiert. Sie versuchen, dies als eine Parallele zu nutzen, mit der Sie seine Bedenken zerstreuen können, und sagen:

»Selbstverständlich wäre die Übernahme einer 20-Mann-Abteilung für mich als bisheriger Teamleiter schon ein steiler Take-off. Dennoch, Herr Dr. Hofmann, stimmen Sie als regelmäßiger Freizeitpilot sicherlich der Aussage zu, dass für den reibungslosen Flugbetrieb die zuverlässige Ausführung der Anweisungen des Towers wichtiger ist als die Anzahl der Flugbegleiter in der Kabine. Und auf Ihre prinzipielle Unterstützung als „leitender Fluglotse“ könnte ich mich bei der Meisterung der neuen Herausforderung hier doch verlassen, oder?«

Mit dem Wissen, das Sie über Ihren Gesprächspartner haben, können Sie ihn mit einer für ihn emotionell positiv besetzten Parallele ansprechen und ihn so vielleicht besser von Ihrer Eignung überzeugen als mit abstrakten Fakten.

Zugegeben, die inhaltliche Argumentation in dem genannten Beispiel kann man hinterfragen. Doch das kann man übrigens fast immer, gerade auch bei den sogenannten Fakten. In diesem Beispiel wird der Fokus elegant von der Führung einer größeren Anzahl von Mitarbeitern weg und hin zur Kommunikation mit den Vorgesetzten gelenkt, wo der Kandidat aufgrund seiner bisherigen Tätigkeit besser punkten kann. Und wenn Sie sich als Bewerber sicher sind, dass Sie der Aufgabe gerecht werden können, warum sollten Sie sich dann im Bewerbungsgespräch nicht mit Ihren besten Ressourcen vorrangig präsentieren?

Davon abgesehen können Sie davon ausgehen, dass die Entscheidungen der anderen Seite (und wenn Sie nicht aufpassen, auch Ihre eigene), in der Regel viel stärker aus dem Bauch heraus getroffen werden, als die meisten Bewerber und Unternehmensvertreter das in ihrem konkreten Fall für möglich halten. Sie können das zu Ihren Gunsten nutzen, indem Sie möglichst viele Inhalte in Form von verbal gemalten Bildern (wie im obigen Beispiel) und kurzen Erfolgsgeschichten auf der Basis früherer Arbeitserfahrungen vermitteln und auch sonst so gut wie möglich zu einer angenehmen Atmosphäre beitragen. Aber ganz ohne Substanz geht es natürlich nicht; es muss immer eine gewisse Grundlage geben, auf deren Basis man dann die Show gestalten kann.

> Ihre Gehaltsvorstellungen

Wie Sie sicherlich bereits gesehen haben, habe ich dem Thema Gehaltsverhandlung eine eigene Rubrik gewidmet, die nachfolgend ausführlich behandelt wird. Wichtig ist aber, dass Sie sich auch darauf bereits vor dem ersten Vorstellungsgespräch vorbereitet haben, da die Frage nach Ihren Gehaltserwartungen nicht selten schon im ersten Gespräch auf den Tisch kommt.

> Ihre Fragen

Das ist ein wichtiges Thema, denn es betrifft nicht nur Ihre tatsächlichen Fragen, die Sie im Gespräch beantwortet haben möchten. Selbstverständlich sollten Sie sich diese vorher alle entsprechend notiert haben.

Mit guten Fragen können Sie aber noch eine ganze Menge mehr erreichen. Zum einen können Sie damit später das Gespräch auf spezifische Sachverhalte in Ihrem Lebenslauf lenken, die Sie besonders gut dastehen lassen, und so gleichzeitig von den Dingen ablenken, über die Sie lieber nicht sprechen möchten. Außerdem können Sie mit einer passenden Frage noch Themen ansprechen, die Sie aus Platz- oder anderen Gründen nicht im Lebenslauf verarbeiten konnten, deren Diskussion im konkreten Fall aber die positive Wahrnehmung Ihrer Eignung weiter erhöhen würde. Auch dafür habe ich ein kleines Beispiel:

Sie bewerben sich auf eine Position als Ingenieur. Ihre Freundin hat Sie kürzlich zur Teilnahme an einem Kommunikationskurs überredet, den Sie dann sogar ganz nützlich fanden. Sie sind sich aber nicht ganz sicher, ob Sie dies im Zusammenhang mit der Bewerbung auf eine technische Position erwähnen sollten, oder ob es eher nur Verwirrung stiften würde. Aus diesem Grund haben Sie es lieber nicht mit in Ihren Lebenslauf aufgenommen und testen die eventuelle Relevanz später im Bewerbungsgespräch mit einer Frage nach den Kommunikationsstrukturen in der Arbeitsgruppe dieser Position und den typischen Herausforderungen dabei.

Ihr Fokus im Gespräch

Was Sie im eigentlichen Gespräch erwartet, kann man stark vereinfacht in zwei mögliche Varianten einteilen. Die erste ist, Sie haben Glück und treffen auf einen erfahrenen, gut vorbereiteten Gesprächspartner. Ein solcher wird bereits von Beginn an für eine angenehme Atmosphäre sorgen, Ihre Unterlagen vorher vollständig gelesen und sich Fragen dazu aufgeschrieben haben, Ihnen genug Möglichkeiten geben, Ihre Eignung zu präsentieren, und nicht zuletzt seine etwaigen Bedenken offen ansprechen und Ihnen erlauben, sie zu entkräften.

Sie ahnen es schon: leider ist ein solcher Interviewer eher die Ausnahme als die Regel. Das hat damit zu tun, dass die meisten Leiter Einstellungsgespräche nur selten führen und deshalb selber darin unerfahren sind. Hatte ich oben geschrieben, dass Sie von der anderen Seite erwarten können, dass sie sich vor dem Gespräch Ihre Unterlagen gründlich angesehen hat, ist dies eher als ein legitimer moralischer Anspruch gemeint gewesen. Tatsächlich können Sie sich überhaupt nicht darauf verlassen, dass die andere Seite a) Ihre Unterlagen vollständig gelesen, b) diese auch richtig verstanden und c) sich auf deren Basis für das Gespräch mit Ihnen vorbereitet hat. Aber auch unabhängig davon wissen viele Leiter nicht, was eigentlich die in ihrem Fall passenden Fragen zur Entscheidungsfindung sein sollten. Dementsprechend nehmen auch die einzelnen von ihnen geführten Einstellungsgespräche eher einen zufälligen und dadurch nicht selten unglücklichen Verlauf.

Damit habe ich natürlich nur zwei Extreme beschrieben. Die realen Situationen liegen meist irgendwo im grauen Bereich dazwischen, wenn auch leider eher an dessen unterem Ende. Wie es in Ihrem konkreten Fall aussehen wird, finden Sie erst während des Gespräches heraus. Deshalb ist es wichtig, dass Sie jederzeit in der Lage sind, aktiv auf die Gestaltung des Gespräches Einfluss zu nehmen, und seinen Verlauf nicht dem Zufall überlassen. Das machen Sie, indem Sie sich bis zum Ende des Gespräches selber um die Erreichung der für beide Seiten relevanten Gesprächsziele kümmern und bei Bedarf diese Themen also auch ungefragt ansprechen. Es sind übrigens dieselben wie für Ihr Bewerbungsschreiben, nur geht es im Vorstellungsgespräch natürlich um die ausführliche Präsentation Ihrer Inhalte dazu. Anders als beim Schreiben Ihres Lebenslaufes, mit dem Sie vor allem neugierig machen sollten, geht es an dieser Stelle um die abschließende positive Klärung offener Punkte hinsichtlich Ihrer Eignung. Achten Sie darauf besonders dann, wenn es die andere Seite nicht tut, denn alles, was nach dem Gespräch noch unklar ist, zählt eher zu Ihren Ungunsten.

Mit Hinweisen auf Ihren Lebenslauf und eventuelle weitere Anlagen als Beleg sollten Sie dem einstellenden Leiter im Gespräch also Folgendes überzeugend vermitteln:

  • Dass Sie sein Unternehmen bereits (etwas) kennen.
  • Dass Sie die offene Position wie auch deren Aufgaben verstehen und vor allem wissen, wie man darin erfolgreich ist.
  • Warum Ihr bisheriger Werdegang dafür eine hervorragende Grundlage darstellt (Beleg Ihrer fachlichen Eignung).
  • In welcher Form Sie persönlich von der neuen Stelle profitieren werden (Beleg Ihrer Motivation).
  • Wie Sie deshalb schon bald maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen werden.

Nachbereitung

Es ist wichtig, auch nach dem Gespräch mit Ihrem Gesprächspartner in Verbindung zu bleiben. Insbesondere gilt das, wenn sich der Entscheidungsprozess auf der Seite des Unternehmens längere Zeit hinzieht.

Es macht dabei immer einen guten Eindruck, wenn Sie sich unmittelbar nach dem Bewerbungsgespräch per E-Mail noch einmal für die Einladung und das interessante Gespräch bedanken. Außerdem ist dies eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Beantwortung von Fragen, die doch noch offen sind. Ist Ihnen im Gespräch vielleicht aus Zeitgründen nicht mehr gelungen, eine wichtige Information unterzubringen, können Sie auch das auf diesem Wege nachholen. Und ein guter Abschluss einer solchen Nachricht ist immer das ausdrückliche Angebot, Sie bei Rückfragen jederzeit kontaktieren zu können und auch für ein weiteres Gespräch gerne zur Verfügung zu stehen.

Assessment-Center

Wurde Ihnen mitgeteilt, dass die Entscheidungsfindung aufseiten des Unternehmens ganz oder teilweise im Rahmen eines Assessment-Centers  erfolgen soll, sollten Sie sich unbedingt auch darauf etwas vorbereiten. Hören Sie sich dazu am besten die wertvollen Tipps meiner darauf spezialisierten Kollegin Andrea Danker an, die Sie in diesem Podcast-Interview finden.

Buchtipps

Meine wichtigste Buchempfehlung zu diesem Thema ist „Verkaufen statt Bewerben: Der direkte Weg zum Traumjob“, wozu ich mich bereits auf der Seite zur Jobsuche näher geäußert habe. Außerdem finde ich das Buch „Storytelling“ für die spannende Präsentation Ihrer Eignung in Vorstellungsgesprächen sehr nützlich.

Fazit

Meinen wichtigsten Tipp für Ihr Vorstellungsgespräch kann ich damit wie folgt auf den Punkt bringen:

Während meines Vorstellungsgespräches werde ich darauf achten, dass ich meine Eignung und den Wert meiner zukünftigen Arbeit für das einstellende Unternehmen auch dann umfassend und überzeugend vermittle, wenn ich nur wenig danach gefragt werde.

Herr Kay-Dietrich K. aus Hamburg schrieb dazu am 6. Mai in seinem Testimonial:

»Michael Kaiser weiß es gekonnt, seine Klienten durch die richtigen Denkanstöße auf ein Niveau zu entwickeln, was mir selbst vorher nicht erkennbar war, um im Bewerbungsverfahren der anderen Seite immer mindestens einen Schritt voraus zu sein, und den Prozess gekonnt selbst zu bestimmen und lenken zu können.«